Unsere Hunde sind echte Familienmitglieder. Wir möchten, dass sie gesund alt werden und uns möglichst lange begleiten. Wir Menschen gehen ab einem gewissen Alter zum Gesundheitscheck und nehmen empfohlene Vorsorgeuntersuchungen wahr. Doch wie ist das eigentlich bei Hunden? Kann und sollte man da auch Vorsorgeuntersuchungen machen lassen? Was ist sinnvoll und warum? Dazu befragten wir die Tierärztin und Inhaberin des Kleintierzentrums in Iffezheim, Dr. Susanne Wisniewski.
Graf Barf: Frau Dr. Wisniewski, die wichtigste Frage zuerst: Mit welchem Alter zählt ein Hund eigentlich zu den Senioren?
Susanne Wisniewski: Das ist abhängig von der Größe des Hundes. Bei kleinen Hunden ab ca. 10 Jahren, bei mittelgroßen zwischen 8 bis 9 Jahren und bei großen Hunden bereits ab 7 Jahren.
Graf Barf: Kann und sollte man denn ab diesem Alter eine Art Vorsorgeuntersuchung bzw. Check-up beim Tierarzt machen lassen? Wie gehen Sie vor und warum?
Susanne Wisniewski: Generell muss man sich fragen: Was passiert beim Altern des Hundes mit den Organen, dem Bewegungsapparat und dem Gehirn, und wo kann ich eingreifen bzw. durch eine frühe Feststellung von Veränderungen die Gesundheit des Hundes positiv beeinflussen?
Schritt 1 bei einem Check-up des älteren Hundes wäre eine generelle Basisuntersuchung. Wir können uns grundsätzlich die inneren Organe des Hundes insbesondere Herz und Lunge, ansehen. Wir erstellen ein Blutbild und können so schnell erkennen, ob sich da etwas durch das Altern verändert hat. Bei einer Blutuntersuchung können wir speziell die Nierenwerte überprüfen. Dies spielt auch eine Rolle bezüglich der Ernährung. Wir können aber ebenso hormonelle Störungen sehen und die Schilddrüsenfunktion überprüfen. Generell sollte man zusätzlich eine Urinuntersuchung durchführen. Damit checken wir die Niere und Blase. Auch eine evtl. beginnende Diabetes erkennen wir so früher. Den Blutdruck sollte man beim Hund ebenfalls messen. Ein zu hoher Blutdruck kann ähnlich wie beim Menschen zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
Sehr wichtig ist es, die Zähne des Hundes zu kontrollieren. Hunde sind hier mitunter sehr schmerztolerant, und beschädigte Zähne, Entzündungen oder gar Vereiterungen merkt der Hundebesitzer manchmal leider nicht so schnell. Die Zahngesundheit beim Hund ist elementar, denn kranke Zähne oder entzündetes Zahnfleisch können das Risiko für viele Erkrankungen erhöhen. Das kennen wir auch von uns Menschen. Man kann hier entscheiden, ob eine Zahnsanierung oder Zahnsteinentfernung notwendig ist.
Stellt man bei dieser ersten allgemeinen Untersuchungen Schwachstellen fest, kann man gezielt mit weiteren genauen Untersuchungen oder Therapien beginnen.
Graf Barf: Sollte man eine Ultraschalluntersuchung machen lassen?
Susanne Wisniewski: Ja, wir empfehlen bei Hundesenioren eine Ultraschalluntersuchung der Bauchhöhle im 2. Schritt zu machen, um frühzeitig mögliche Tumore erfassen zu können. Milztumore sind die häufigste Tumorerkrankung bei Hunden. Frühzeitig erkannt, kann die Milz operativ entfernt werden, und man kann möglicherweise ein Hundeleben retten. Diese Ultraschalluntersuchung kann in der Regel ohne Narkose und allzu großen Zeitaufwand durchgeführt werden.
Stellen wir im ersten Schritt bestimmte Ungereimtheiten im Bereich Herz-Kreislauf fest, würden wir ein Herzultraschall empfehlen, um uns ein genaueres Bild machen zu können und evtl. eine gezielte Therapie einzuleiten.
Dann gibt es natürlich Faktoren, die bestimmte Hundetypen betreffen. Großwüchsige Hunde haben häufig Bewegungsprobleme, Gelenkschmerzen, Arthrose oder Ähnliches. Hier kann man durch eine regelmäßige Kontrolle Vorsorge treffen – frühzeitig eine Schmerzmedikation, Physiotherapien oder auch gezielt chirurgische Maßnahmen vornehmen, um Muskelabbau vorzubeugen, der dann noch zu schlimmeren Problemen führen kann.
Für uns im Kleintierzentrum ist es dabei extrem wichtig, die einzelnen Schritte mit dem Hundebesitzer genau zu besprechen – also von der Basisuntersuchung wie Blut- und Urin-Check über Ultraschall- bis hin zu Spezialuntersuchungen bei Verdachtsfällen. Denn jeder möchte natürlich wissen, was genau – auch finanziell – auf den Hundebesitzer zukommt.
Graf Barf: Wie häufig sollte man bei den Seniorhunden einen Check-up durchführen? Was ist Ihre Empfehlung?
Susanne Wisniewski: Generell kann man sagen, dass eine Basisuntersuchung bei alten Hunden einmal im Jahr durchgeführt werden sollte. Wenn es bereits Befunde bzw. Erkrankungen gibt, die es zu überprüfen gilt, kann sich die Empfehlung individuell auf mehrfache Untersuchungen im Jahr erhöhen.
Graf Barf: Was sollte man bei der Ernährung von Seniorhunden beachten?
Susanne Wisniewski: Das Wichtigste, auf das man achten sollte, ist, dass der Hund gerade im Alter kein Übergewicht hat! Übergewicht wirkt sich einfach insgesamt nachteilig auf die Gesundheit des Hundes aus. Gerade bei älteren Hunden merkt man eine Gewichtszunahme manchmal gar nicht so schnell, da sie generell nicht mehr so aktiv sind. Deshalb empfehlen wir, den Hund einmal im Monat zu wiegen und somit das Gewicht besser unter Kontrolle zu haben. Dann kann man gezielt die Futtermenge anpassen. Wichtig ist eine ausgewogene, bedarfsgerechte Ernährung.
Ein klarer Vorteil des Barfens ist es, dass Barf-Hunde nachweislich bessere und gesündere Zähne haben.
Graf Barf: Das ist eine gute Nachricht, denn wie wir gelernt haben: gesunde Zähne – gesünderer Hund! Irgendwie ist alles fast ein bisschen wie bei uns Menschen… Vielen Dank für das tolle Gespräch.