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Das Positive Abbruchsignal: Hundetraining leicht gemacht

Unerwünschtes Fressen unterwegs: Tipps von Hundetrainerin Karin Noeske für nachhaltige Lösungen. Lesen Sie das Interview jetzt!
Das Positive Abbruchsignal: Hundetraining leicht gemacht

Wer kennt das als Hundebesitzer nicht: Man steht im Feld und ruft „NEEEIIINNN“, „AUUUUS“, „LASS ES SEEEEIN“, weil die Fellnase irgendetwas scheinbar Fressbares entdeckt hat und sich darüber hermacht. Wie schön wäre es doch, wenn man den Hund mit einem Kommando davon abhalten kann. Was sollte man da am besten nachhaltig trainieren? Wir fragten die Hundetrainerin Karin Noeske von www.kanos-hund-mensch.com, wie man dieses Problem ganz konkret angehen kann und ob auch ältere Fellnasen das noch lernen können.

Graf Barf: Wie bringt man seinem Hund am besten bei, nicht alles zu fressen? Gerade dann, wenn man unterwegs ist und eine super verfressene Fellnase am Start hat...

Karin Noeske: Gerne möchte ich da noch etwas früher einsteigen, denn solange die alte Strategie des Hundes für ihn funktioniert, wird er nichts Neues lernen. Ganz wichtig dabei: Eine Veränderung wird für das Hunde-Gehirn erst nötig, wenn eine Strategie nicht mehr klappt oder indem der Hund eine andere Strategie lernt, die für ihn funktioniert und sich lohnt. Sprich: Wichtig sind erst mal ein geschicktes Management und gutes Beobachten, das unerwünschtes Verhalten, also die alte Strategie, einfach zu fressen, was er oder sie will, nicht mehr zulässt. Ansonsten trainiert der Hund immer wieder das Verhalten, was du nicht willst. Das Verhalten bleibt damit lebendig und schnell abrufbar. Und fressen von „Leckerem“ lohnt sich nun mal für den Hund – auch wenn wir das, was er gerade frisst, nicht lecker finden. Management ist aber in den meisten Fällen nicht zu 100% möglich. Versuche trotzdem, Möglichkeiten des Managements zu finden, denn kleine Veränderungen sind immer machbar. 

Ganz praktisch: Lass die Leine dran, damit du reagieren kannst. Sei aufmerksam und lerne, deinen Hund zu lesen. Viele meiner Kunden ziehen ihrem Liebling während der Trainingsphase einen Maulkorb auf. Damit lässt sich gut verhindern, dass es unterwegs zu einem unerwünschten „Erfolg“ kommt. Als Nächstes braucht es durchdachte Trainingssituationen, in denen der Hund seine neue Strategie erlernen und festigen kann. Denn langfristig sollte das Verhalten, was du nicht haben willst, immer durch ein anderes ersetzt werden.

Graf Barf: Man lehrt also dem Hund nach und nach ein Verhalten als Ersatz, was er total cool und lohnenswert findet. Er unterlässt dann das alte Verhalten – hier das „Staubsaugen“ unterwegs – und folgt dem Kommando, das man neu trainiert hat?

Karin Noeske: Ganz genau. Man spricht hier vom positiv besetzten Abbruchsignal. Dieses sagt dem Hund, dass er etwas Angenehmes zu erwarten hat, was ein Bedürfnis befriedigt (ein Click oder Lobwort). Eine Umorientierung bzw. das Erarbeiten einer Alternative: beispielsweise Rückruf, „Sitz“, „Schau“, „Schnapp“ oder „Such das Leckerchen“. Mein Favorit ist ganz klar das „Schau“. Hat dein Hund erst mal verstanden, dass es sich grundsätzlich lohnt, wenn er mit Blickkontakt fragt, wird er es immer häufiger tun – und eben auch dann, wenn er draußen etwas „Interessantes“ gefunden hat.

Das Signalwort für den Abbruch sollte gut überlegt sein. Viele neigen dazu, das Abbruchsignal gerade dann zu sagen, während der Hund das nicht erwünschte Verhalten zeigt. Leider werden dem Abbruchsignal dann auch noch Emotionen beigemischt, es werden „Nein“ oder „Lass es“ beispielsweise gereizt, launisch oder leicht aggressiv gezischt oder sogar geschrien. So lernt der Hund, dass das Signal Stress bedeutet und nicht, dass er diesen Stress mit seinem Verhalten hätte verhindern können. Leider ist es so, dass der Hund dann eigentlich durch diese Unterbrechung seiner Handlung nicht gelernt hat, dieses Verhalten nicht wieder zu zeigen.

Wichtig dabei: Ein Abbruchsignal muss daher sauber aufgebaut werden.

Graf Barf: Genauso wie zu Beginn beschrieben, kann es also gar nicht funktionieren, weil meine Fellnase dann gar keine „Lust“ auf mich hat, mir irgendeinen Gefallen zu tun. Wie starte ich dann mit dem Training eines Abbruchsignals?

Karin Noeske: Das Abbruchsignal, das zukünftig verwendet werden soll, sollte ein Wort sein, das du nicht täglich im Sprachgebrauch benutzt. Also „Nein“ ist daher eher nicht geeignet. Es sollte immer gleich klingen, egal, welche Emotionen du gerade hast. Bedenken sollte man zuvor, dass man das Abbruchsignal nicht willkürlich bei ganz verschiedenen Situationen und vor allem – wie schon erwähnt – nicht ständig im Sprachgebrauch verwendet. Sinn macht ein Wort oder ein Geräusch, das sich schnell rufen lässt und vor allem nicht mit negativen Konsequenzen verknüpft ist. Viele verwenden das Wort „Hey!“ oder sogar ein fremdsprachiges Wort, das sie im normalen Sprachgebrauch nicht nutzen. In jedem Fall sollte es mit Bedacht gewählt werden.

Für das Training gibt es wie so oft verschiedene Wege. Wir üben das Abbruchsignal gerne mit Leckerchen in der Hand. Hier wird der Hund motiviert, Verhaltensalternativen in Kooperation mit seinem Menschen anzubieten oder auszuprobieren. So bleibt er aktiv denkend und wird nicht belastet. Diese Übung bitte nicht mit futteraggressiven Hunden machen. Mit Hunden, die auf Leckerlis nicht gut ansprechen, kann man das Signal auch mit einem Spielzeug trainieren.

Schritt 1: Leckerchen in deiner offenen Hand deinem Hund präsentieren. Mehrmals nacheinander darf dein Hund mit deiner Freigabe, wie z.B. die Worte Nimm’s“, „Hol’s“, „‘n guten“ u. Ä. das Leckerchen fressen. Ein Tipp: Macht es bitte unterschiedlich oft, denn wir hatten schon vierbeinige Kollegen, die das Mitzählen dabei gelernt haben ?. 

Mit Schritt 2 kommt der wichtige Teil: Präsentiere wieder in gleicher Bewegungsabfolge das Leckerchen, sage aber dein Abbruchsignal (leise und deutlich) dazu und mach ganz schnell die Hand zu, d.h. schließe die Hand zur Faust mit dem Leckerli darin. Denn du musst unbedingt vermeiden, dass dein Hund ans Leckerchen kommt! Den Arm ruhighalten. Lässt dein Hund von deiner Hand ab, geht die Hand wieder auf – das Leckerchen wird präsentiert. Dein Hund will sich jetzt das Leckerchen holen? Hand schnell wieder zu machen. Das wiederholst du so lange, bis dein Hund auch bei geöffneter Hand und frei präsentiertem Leckerchen keine Versuche mehr unternimmt, sich die Köstlichkeit zu schnappen. Dieses Verhalten loben! Vorsicht: Lob bedeutet für die meisten Hunde „Jetzt bekomm ich’s“. Also schnell die Hand wieder zur Faust machen, sollte dein Hund dein Lob als Freigabe verstehen. 

Mit Schritt 3 wird das alternative Verhalten belohnt! Ganz gleich, ob dein Hund sich jetzt hinsetzt, sich hinlegt, dich anschaut, während das Leckerchen in deiner offenen Hand liegt, erst jetzt wirst du aktiv: Er bekommt nun am besten aus deiner anderen Hand gleich mehrere Leckerchen. Das „verbotene“ Leckerchen steckst du ein.

Ganz nach Wunsch ist gleichfalls diese Variante denkbar: Dabei wirfst du zuerst ein Leckerchen nach dem anderen und lässt es deinen Hund holen. Unbedingt jedes Mal dein Freigabesignal dazu sagen wie bei Variante 1. Jetzt kommt der Abbruch: Du stehst sicher auf der Leine oder hältst diese fest in der Hand, wirfst das Leckerchen weiter weg, als die Leine lang ist (Achtung: deine Armlänge mitberechnen), und sagst dein Abbruchsignal dazu – leise und deutlich. Dein Hund kommt so nicht an das Leckerchen dran und muss nun wieder auf eine Verhaltensalternative kommen. Natürlich belohnst du Alternativen wie bellen oder an der Leine zerren nicht. Sollte sich dein Hund aber hinsetzen, dich anschauen oder sogar zu dir zurückkommen, gibt es den absoluten Jackpot von dir. Das „verbotene“ Leckerchen am besten selbst aufsammeln.

Graf Barf: Dies übt man am besten drinnen, oder? Wann wagt man den Schritt nach draußen und wie?

Karin Noeske: Genau. Drinnen hat man die wenigste Ablenkung. Auch da sollte man an den unterschiedlichsten Orten und zu unterschiedlichen Zeiten üben, denn die Fellnasen sind schon schlau! Wenn du denkst, dein Hund hat es sogar schon nach einem Tag Training verstanden, so hat er es aber noch nicht generalisiert. Also sich Zeit lassen und wiederholen, umso größer ist der Erfolg.

Wenn du bei der Übung mit der Hand diese nicht mehr zur Faust machen musst, nachdem du das Abbruchsignal gesagt hast, beginne die Übung mit Ablenkung zu machen. Gehe dazu erst mal in den Garten oder Hof. Klappt es da auch, dann auf der gewohnten Gassi-Strecke, danach im Wald, jetzt in der Stadt mit immer mehr Ablenkung üben. Wichtig ist eine langsame Steigerung. Klappt es da nicht, gehe im Training wieder einen Schritt zurück – übe zu Hause. Beginne parallel frühzeitig mit deinen eigenen Variationen des Abbruchtrainings. Lege Leckerchen bewusst an unterschiedliche Orte aus. Am Anfang immer in deiner Reichweite, damit du notfalls eingreifen kannst, wenn es nicht funktioniert. Dann breche ab und belohne bei dir. 

Achtung: Übe bitte frei von negativen Emotionen! Hast du schlechte Laune oder bist du gestresst, trainiere nicht! Es hilft dir und dem Hund einfach nicht. Jede Trainingseinheit soll mit Erfolg schließen. Erfolgreich für beide! Umso besser und schneller wird das Gelernte abrufbar sein.

Graf Barf: Wie ist deine Erfahrung – wie oft muss man das Training wiederholen, bis es sitzt?

Karin Noeske: Pauschal kann man das leider nicht sagen, denn jeder Hund lernt individuell. Als Richtwert kann man sagen, dass neu Gelerntes sich nach 1.000 bis 10.000 Wiederholungen gefestigt hat. Das heißt aber nicht, dass der Hund das Gelernte in allen Situationen einfach kann! Gelerntes sollte immer wieder zu Hause, auf Spaziergängen, an neuen Orten und mit unterschiedlichen Ablenkungen weiter geübt werden – das gilt nicht nur für das Abbruchsignal. Nur so ist es möglich, dass deine Fellnase das auch in schwierigen Situationen kann. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel: Es gibt Hundetypen, die nichts von vielen Wiederholungen einer Übung halten. Bei denen heißt es dann „Weniger ist mehr“.

Graf Barf: Können auch ältere Hunde noch Neues wie das lernen?

Karin Noeske: Na klar! Ein Hund lernt sein Hundeleben lang! Bis ins hohe Alter sind Hunde in der Lage, sich Kommandos, Regeln und bestimmte Verhaltensweisen anzueignen – genauso wie sie in der Lage sind, sich auch noch als erwachsene Hunde ungewünschte Verhaltensmuster anzugewöhnen. Gerade ältere Hunde profitieren von neuem Input. Es macht sie wach und stolz, wenn sie eine Aufgabe bekommen, nachdenken dürfen und etwas Neues verstanden haben.

Graf Barf: Das gibt mir Hoffnung ?. Wie soll man es eigentlich am besten beim Füttern halten – den Hund einfach drauflosfressen lassen oder nur mit Kommando an den Napf?

Karin Noeske: Ich benutze lieber den Ausdruck Signalwort als Kommando. Kommando klingt so sehr nach Befehlston. Ich liebe ganz leise oder sogar geflüsterte Signale sowie auf Entfernung auch einen Signalton bzw. ein Sichtzeichen. 

Geduldig beim Futterrichten zu warten, anstatt am Menschen hochzuspringen oder zu bellen, gehört für mich zum guten Benimm und ist selbstverständlich. Da ich von unseren Hunden erwarte, dass sie, wenn sie etwas Fressbares finden, mich mit Blickkontakt fragen, ob sie dürfen, gehört es zu unserem Fütterungsritual, dass sie auch hier warten, bis ich den mit Futter gefüllten Napf freigebe. Ich verstehe mich als Futterverwalter. Gerade bei der Mehrhundehaltung halte ich die Freigabe zum Fressen für sehr wichtig. Wenn die Hunde wissen, dass der Mensch das Futter verwaltet, können sie entspannt warten und müssen nicht immer wieder untereinander diskutieren, wer wann wie viel wie schnell fressen darf. 

Es ist natürlich ebenso eine Möglichkeit, den Rückruf oder Pfiff mithilfe des gefüllten Futternapfes zu konditionieren. Dann aber bitte sofort nach dem Pfiff fressen lassen, damit die Belohnung auch fürs Herkommen erfolgt und nicht für ein „Sitz“ oder „Schau“.

Graf Barf: Vielen Dank für die genialen Tipps. Noch eine letzte Frage: Welche Belohnung ist im Training deiner Meinung nach am besten geeignet? Ich denke da auch natürlich an die Hunde, die gebarft werden.

Karin Noeske: Mein Tipp - und auch ich barfe meine Hunde: Abwechseln, damit es nicht langweilig wird! Für den Rückruf darf es gerne immer etwas Besonderes sein. Schön sind kleine, schnell schluckbare Leckerchen. Die Gefahr bei Keksen und großen Stückchen ist die Fehlverknüpfung. Das heißt, du willst deinen Hund gerade dafür belohnen, dass er dich in Anwesenheit eines Artgenossen anschaut, gibst ihm den Keks – und er kaut gefühlte Minuten darauf rum, während er seinen Rivalen fixiert und womöglich anfängt zu bellen. Um die Vierbeiner gesund und mit gutem Gewissen zu belohnen, achten wir darauf, dass es Leckerchen ohne Zusatzstoffe sind, wie z.B. getrocknete Fleischstückchen, Hundewurst, Käsewürfel & Co. Hauptsache, es kommt beim Hund auch als Belohnung an!

Graf Barf: Dann wäre also der Graf Barf Knusper Mix gar nicht schlecht als Belohnung ?. Aber etwas zerkleinert sicherlich. Vielen Dank für das tolle Interview!

 

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