Ohrenschmerzen beim Hund: Was kann man tun?
Viele Hundebesitzer kennen es: Der Hund hat wieder mal Ohrenschmerzen oder gar eine Ohrenentzündung. Gerade Hunde mit hängenden Ohren trifft es besonders häufig. Hin und wieder wird es sogar zum chronischen Dauerzustand. Wir fragten die Tierheilpraktikerin Sabrina Lingrün, was dahintersteckt, was man vorbeugend tun kann und wie man es am besten behandelt.
Wie erkenne ich, dass mein Hund Ohrenschmerzen hat?
Sabrina Lingrün: Da gibt es eine ganze Reihe an Symptomen, die bei den betroffenen Hunden individuell auftreten können. Ganz typisch ist, dass der Hund sich mit der Pfote häufig das Ohr bzw. die Ohren kratzt oder beispielsweise auf dem Boden reibt. Manche Hunde schütteln häufiger als normal ohne Grund den Kopf oder halten ihn schief oder knicken das Ohr ab. Sie können unruhig sein oder spüren einen Juckreiz oder Schmerz, wenn man ihren Kopf berührt. Man kann es auch daran erkennen, dass die Ohrmuschel des Hundeohrs eine Rötung aufzeigt. Häufig riecht man auch den sehr unangenehmen typischen Geruch aus dem Ohr, oder man sieht schon einen schwarz-bräunlichen schmierigen Belag im Ohr bzw. findet Ausfluss.
Was steckt hinter den Ohrenschmerzen beim Hund?
Sabrina Lingrün: Auch hier gibt es mehrere Ursachen wie plötzlich auftretende Ohrenentzündungen, Fremdkörper oder Verletzungen im Ohr, aber auch Bakterien, Hefepilze oder Parasiten, die sich im Ohr angesiedelt haben.
Nicht zu vergessen sind Ursachen, die unwissend durch den Behandler entstehen können: Traumatisierung des Gehörgangs und Hautirritation beispielsweise durch übermäßige oder falsche Pflege mit Wattestäbchen oder falschen Reinigungsmitteln, das Ausreißen von Haaren, Abwehrbewegungen des Tieres bei der Ohruntersuchung oder Reinigung, Antibiotikabehandlung bei intakter Mikroflora, ständige Anwendung von Cortison- und antibiotikahaltigen Ohrentropfen.
Wie kann es zu Ohrenentzündungen beim Hund kommen?
Sabrina Lingrün: Ohrenentzündungen beginnen häufig mit einer sogenannten Otitis externa. Anfangs erscheint der Gehörgang des Hundeohrs gerötet und geschwollen. Bei fortschreitender Entzündung verdickt die Ohrinnenhaut. Entzündungszellen lagern sich ein, und es kommt zu vermehrter Zerumen-Produktion – also Bildung von Ohrenschmalz. Das Mikromilieu im Hundeohr verändert sich. Bakterien und Hefepilze siedeln sich an und breiten sich aus. Und dann nimmt das Schmerz-und-Entzündungs-Dilemma seinen Lauf.
Generell kann man zusammenfassend sagen, dass die häufigsten Ursachen für wiederkehrende Ohrenentzündungen diese sind:
- häufiges Schwimmen
- übermäßige Zerumen(Ohrenschmalz)-Produktion
- nicht fachgerechte Ohrreinigung oder ungeeignete Ohrreiniger und Ohrtherapeutika
- enge Gehörgänge
Aber auch:
- Störungen des Immunsystems
- oder eine Darm-Dysbakterie
Last but not least:
- Allergien bzw. Unverträglichkeiten. Denn 80 % der Hunde mit einer Futtermittelallergie zeigen eine Beteiligung der Ohren.
Mikroorganismen und Hefen begünstigen natürlich die Entstehung einer Otitis und halten sie am Laufen, sodass eine Gehörgangentzündung häufig leider zur Never Ending Story wird.
Was kann man gegen Ohrenentzündungen beim Hund tun?
Sabrina Lingrün: Die Ohren stehen naturheilkundlich für die Nieren. Daher sollte man bei wiederkehrenden Ohrenentzündungen auch an eine Überlastung der Nieren denken. Das linke Ohr steht für Hormone (z. B. Schilddrüse), das rechte für Fütterungsfehler. Ratsam ist, diese Dinge zu prüfen.
Haben wir also eine deutliche rechtsseitige Ausprägung, könnte es tatsächlich futterbedingt sein. 80 % der Hunde mit Allergien oder Futtermittelunverträglichkeiten haben auch Ohrprobleme. Mehr dazu können Sie beispielsweise auch hier nachlesen: „Futtermittelallergien bei Hunden: was tun und warum eine Umstellung auf BARF-Futter helfen kann.“
Aufgrund der körpereigenen Mikroflora wie z. B. Hefen (Malassezien) oder Bakterien (Staphylokokken, Streptokokken) entsteht dann häufig eine Sekundärinfektion. Unbehandelt führt das in Folge zu einer Vermehrung und Überproduktion der Zerumen produzierenden Drüsen und zu einer Verengung des Ohrkanals sowie Überwucherung mit aggressiven Keimen.
Tipps und Vorbeugung
Sabrina Lingrün: Mein grundlegender Hinweis ist immer: Weniger ist mehr. Häufige Ohrspülungen regen die Zerumen(Ohrenschmalz)-Produktion an und verändern das biologische Milieu. D.h. die Ohrspülung sollte nicht zur Dauerlösung werden.
Daher lieber den äußeren Gehörgang nur mit einem Kosmetiktuch vorsichtig ausreiben.
Gerade Hunde mit hängenden Ohren wie beispielsweise Retriever sind absolute „Wasserratten“, deshalb hier sehr konsequent nach dem Schwimmen die Ohren vorsichtig trocknen.
Bereits bei Welpen und Junghunden sollten Frauchen und Herrchen frühzeitig damit beginnen, es mit dem Hund zu trainieren, sicher und gut die Hundeohren begutachten und reinigen zu können. Wichtig ist, dass der Hund sich problemlos am Ohr behandeln lässt. Trainiert man dies frühzeitig, hat man es später wesentlich leichter bei einer eventuell nötigen Behandlung.
Erste Hilfe
Je nach Ursache kann man natürliche Mittel verwenden. Beispielsweise mögen Hefepilze keine Essigsäure. Wählen Sie dazu beispielsweise eine neutrale 2 % Essigessenz, und verdünnen Sie diese mit reinem Wasser im Verhältnis 1:10. Von dieser Lösung gibt man eine kleine Menge (1-2 ml) mit einer Einmalspritze ohne Nadel in jedes Ohr, knetet die Ohren von außen und lässt den Hund dann schütteln. Danach einfach mit einem Tuch ausreiben. Aber Vorsicht: nur dann, wenn keine offenen Wunden im Ohr vorhanden sind und das Trommelfell intakt ist!
Kolloidales Silberwasser oder Propolis-Tinktur wirken antibiotisch und schmerzlindernd, Calendula-Extrakt wirkt entzündungshemmend und beruhigend.
Bei hartnäckigen Ohrenentzündungen helfen alleinige lokale Anwendungen nichts mehr. Hier muss systemisch behandelt werden. Lassen Sie daher dann unbedingt Ihren Hund vom Spezialisten untersuchen und behandeln, beispielsweise mit einem Antibiotikum, Cortison oder Präparaten gegen Parasiten oder Pilze.
Bei häufig wiederkehrenden Ohrenentzündungen und der Vermutung, dass eine Allergie oder Futtermittelunverträglichkeiten vorliegt, kann eine Ausschlussdiät Aufschluss geben und Linderung bieten. Hier mehr dazu: „Futtermittelallergien bei Hunden: was tun und warum eine Umstellung auf BARF-Futter helfen kann.“
Was sollte man nicht tun?
Sabrina Lingrün: Wie bereits angedeutet: Immer wieder antibiotische Ohrentropfen, Spülungen oder Cortison zu verwenden, erhöht die Gefahr von Multiresistenzen, z. B. MRSA. Daher ist es wichtig, der Hauptursache auf den Grund zu gehen.
Möglicherweise kann hier auch die klassische Homöopathie hilfreich sein. Dazu kontaktieren Sie am besten einen ausgebildeten Tierheilpraktiker Ihres Vertrauens.
Sind Ohrenentzündungen für andere Hunde im Rudel ansteckend?
Sabrina Lingrün: Unter Hunden ist es ganz normal, dass man sich gegenseitig gerne die Ohren ausschleckt. Anscheinend noch viel lieber, wenn Zerumen, also Ohrenschmalz mit im Spiel ist. Doch: Bei einer parasitären Ursache können die Milben für andere Hunde ansteckend sein. Ohrmilben können übrigens auch von Katzen auf Hunde übertragen werden. Wissen Sie, dass Ihr Hund eine entsprechende Erkrankung hat, sollten Sie den anderen Hund vom Ohrschlecken möglichst abhalten. Der andere Hund kann auch zusätzlich Keime oder Bakterien durch das Schlecken ins ohnehin geschwächte und gereizte Ohr einbringen.
Allen betroffenen Hunden und Hundebesitzern wünschen wir eine gute Besserung!
Zur Person Sabrina Lingrün
Zertifizierte Tierheilpraktikerin (Verband freier Tierheilpraktiker) mit mobiler Praxis, Zertifizierte Ernährungsberaterin BARF für Hunde & Katzen nach Swanie Simon.
Schwerpunkte:
Ernährungsberatung BARF für Hunde & Katzen, Klassische Homöopathie, Vitalpilze, Traditionelle Chinesische Veterinär Medizin, Phytotherapie, Laserbehandlungen und Horvi Enzymtherapie
Kontakt: www.tierheilpraxis-wörth.de