Immer öfter leiden Hunde unter Allergien, häufig unter Futtermittelallergien bzw. Futtermittelunverträglichkeiten. Das Fell sieht ungepflegt, speckig und schuppig aus, gleichzeitig kann es jucken, oder es können sich gar offene, entzündliche Stellen bilden. Die Hunde leiden regelmäßig an Verdauungsstörungen oder Magen-Darm-Problemen wie Durchfall, Erbrechen oder Blähungen. Auch chronische Ohrenentzündungen sind zu beobachten. Viele Hunde verweigern das Futter, und der Hundebesitzer wechselt zwischen Nass-, Trockenfutter, gekochtem Futter oder Rohfleisch hin und her, um dem Hund das Passende anzubieten. Wir fragten Sabrina Lingrün, was sie Hundebesitzern in diesen Fällen raten kann. Hier unsere Checkliste für Sie:
Sabrina Lingrün:
Sehr häufig werde ich als Tierheilpraktikerin und Ernährungsberaterin bei sogenannten Futtermittelallergien konsultiert. Dabei gilt es zwischen einer Futterunverträglichkeit und einer Futtermittelallergie zu unterscheiden.
Eine Futtermittelallergie gehört zum Allergie-Soforttyp I. Das Immunsystem erkennt Bestandteile des Futters als fremd und produziert beim Erstkontakt IgE-Antikörper als Primärantwort. Die Antikörper setzen sich auf Mastzellen, die in kleinen Bläschen Histamin enthalten. Beim nächsten Kontakt mit dem Futterstoff und den Antikörpern kommt es nun zur Freisetzung dieses Histamins und somit zu einer pathologischen Reaktion im Körper.
Man erkennt Futtermittelallergien an den folgenden Symptomen: Juckreiz oder Schwellungen und Entzündung der Haut und Schleimhäute. Eine Futtermittelallergie ist nichtsaisonal, sie tritt immer nach dem Verzehr des jeweiligen Lebensmittels auf.
Futterunverträglichkeiten zeigen sich meist mit Symptomen von gastrointestinaler Seite – also von der Verdauung her kommend. Sie treten immer wieder nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel auf. Die Verdauungsstörungen reichen von Übelkeit, Erbrechen, Blähungen bis Durchfall. Dabei handelt es sich nicht um eine immunologische Abwehrreaktion, sondern um eine Intoleranz gegenüber bestimmten Lebensmitteln. Vielleicht kennen Sie das persönlich von Unverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz.
Typische Lebensmittel, die zu Unverträglichkeiten beim Hund führen, sind Getreidesorten wie Weizen oder Mais, Milchprodukte wie Joghurt oder Nüsse und Soja, aber auch Fleischmehle von Rind-, Schwein- oder Huhnbestandteilen, wie sie in Fertigfuttern zu finden sind.
Die schulmedizinischen Empfehlungen gehen bei Allergien/Unverträglichkeiten meist in Richtung Diätfutter. Darin werden alternative Kohlenhydratquellen wie Kartoffeln oder Süßkartoffeln und hydrolysierte Eiweiße wie Federmehl verwendet. Außerdem Zellulose für ein angenehmes Sättigungsgefühl sowie Sojaöl. Die eingesetzten Proteine sind enzymatisch aufgeschlossen (hydrolysiert), sodass sie in kleinen Bruchstücken vorliegen. Diese sind deshalb so klein, damit sie die Freisetzung des Juckreiz verursachenden Botenstoffs Histamin nicht auslösen.
Die Symptome sind allerdings oft noch vorhanden, kommen wieder, oder die Futterakzeptanz der betroffenen Tiere ist sehr schlecht. Eine sichere Methode, eine Allergie/Unverträglichkeit eindeutig nachzuweisen, ist die sogenannte Eliminations- oder Futtermittelausschlussdiät. Fertigfuttermittel sind hierfür nicht geeignet, da sie zu viele verschiedene Inhalts- und Zusatzstoffe enthalten und eigentlich nicht klar dargestellt werden kann, worauf das Tier reagiert. Eine Ausschlussdiät führt man ausschließlich mit einer Fleisch- und einer Gemüsequelle durch. Diese sollte das Tier nach Möglichkeit noch nie bekommen haben. Wichtig ist es, besonders darauf zu achten, dass der Hund in dieser Zeit (meist 8-10 Wochen) nichts anderes bekommt, das heißt keine Leckerlis, Öle oder Kräuter. Von der gewählten Fleischsorte können auch Innereien, Knochen und Fette gefüttert werden. Nach Ablauf der Zeit beginnt man dann mit der sogenannten Provokationsdiät und führt nach und nach 14-tägig ein neues Futtermittel ein. So lässt sich anhand möglicher Reaktionen leicht herausfinden, worauf der Hund tatsächlich reagiert. Die beste Behandlung ist stets die Vermeidung der Auslöser. Denn wenn der Hund nur kleine Bestandteile des Allergens erneut frisst, beginnen die Symptome von vorne.
Wenn das Tier bisher Fertigfutter bekommen hat, reicht es meist schon, auf BARF (Biologisch artgerechte Rohfütterung) umzustellen, da minderwertige Proteine, Hefen oder Zusatzstoffe wie Farb- und Geschmacksstoffe bei der Rohfütterung einfach nicht vorkommen. Und sie stellen - wie in der Humanernährung - oftmals die potenziellen Verursacher dar.
Die Fütterung eines chronisch kranken Hundes, wozu man auch eine Futtermittelallergie zählen kann, erfordert auf jeden Fall, dass man sich mit der Ernährung intensiver auseinandersetzt und gegebenenfalls seine Fütterungsgewohnheiten zum Wohl des Tieres entsprechend ändert. Doch das muss nicht kompliziert und aufwändig sein. Mit den Produkten von Graf Barf lässt sich einfach und sauber eine vollwertige Barf-Mahlzeit für den Hund erstellen. Im Falle einer Ausschlussdiät ist es möglich, auf reines Muskelfleisch vom Rind, Lamm oder Huhn zurückzugreifen. Stellt sich nach Ablauf der Diät heraus, dass diese Fleischsorten keine Probleme darstellen, können die jeweiligen kompletten Menüs gefüttert werden, die alles enthalten, was der Hund braucht.
Das rate ich meinen Hundebesitzern bei Futtermittelallergien - Schritt für Schritt:
1. Füttern Sie noch Fertigfutter, sollten Sie die Mahlzeit auf eine artgerechte Rohfütterung oder Kochfutter umstellen. Vor der Umstellung sollten Sie den Hund 24 Stunden fasten lassen. Ernähren Sie Ihr Tier bereits artgerecht, ist die Fastenkarenz nicht nötig.
2. Finden Sie heraus, worauf Ihr Tier reagiert. Versuchen Sie, zu ermitteln, ob es sich um eine Futtermittelallergie oder Unverträglichkeit handelt.
3. Orientieren Sie sich mit der Zusammenstellung der Nahrung möglichst an der Natur. Bauen Sie Ihrem Hund ein Beutetier nach. Nutzen Sie hochwertige leichtverdauliche Proteinquellen und grüne faserreiche Gemüsesorten. Verwenden Sie Omega-3-reiche Öle, diese wirken entzündungshemmend und versorgen den Körper mit lebenswichtigen Fettsäuren.
4. Auf Dauer ist es wichtig, bekannte Allergene zu meiden. Haben Sie bestimmte Futtermittel oder Zusätze als problematisch identifiziert, ist eine strikte Meidung einzuhalten.
5. Zwischendurch zum Training oder zur Belohnung dürfen Sie getrocknete Fleischstückchen der Proteinquelle, die Sie Ihrem Hund füttern, verwenden. Auch geschnittene Gemüsestückchen eignen sich hierfür, sofern sie als unproblematisch ermittelt wurden.
6. Suchen Sie sich Hilfe durch einen Tier-Ernährungsberater. Dieser hilft Ihnen bei der Durchführung der Diät und kann Ihnen einen bedarfsgerechten Ernährungsplan für Ihren Hund erstellen.
Was tun, wenn der Hund generell ein schlechter Esser ist?
Soll man versuchen, ihm immer etwas anders anzubieten, damit er auf jeden Fall etwas frisst? Gekochtes, gebratenes Fleisch? Wie lange den Futternapf stehen lassen? Wie häufig am Tag füttern?
Die Fressunlust des Hundes hängt in den allermeisten Fällen mit einem Problem des Verdauungssystems zusammen. Dies kann z. B. an einer Dysbakterie im Dünn- oder Dickdarm liegen oder an einem Befall mit Parasiten wie z. B. Giardien oder Bakterien wie Salmonellen oder dem Helicobacter sp. Es können aber auch ernstere Erkrankungen wie eine Bauchspeicheldrüsenentzündung oder eine Nieren- oder Leberpathologie dahinterstecken. Daher sollte man mögliche Erkrankungen als Grund für schlechtes Fressverhalten immer diagnostisch ausschließen. In wenigen Fällen entwickeln Hunde ein Mäkeln, verursacht durch den Hundebesitzer. Zum Beispiel dadurch, dass dieser dem Hund nach jeder Verweigerung ein neues Futter parat hält. So werden Nass- und Trockenfutter, Koch- und Rohfutter durcheinander ausprobiert. Was letztendlich dazu führt, dass das Tier mit jeder Verweigerung weiß, es bekommt etwas Neues präsentiert.
Das Futter zur freien Verfügung zu lassen, ist nicht zu empfehlen. Der Hund sollte nicht die Möglichkeit haben, zu entscheiden, wann er frisst, sondern der Halter als Rudelführer sollte dies bestimmen. Wenn das Tier erst einmal merkt, dass es nur zu bestimmten Zeiten fressen kann, wird es die Chance ergreifen. Des Weiteren ist der hygienische Aspekt zu berücksichtigen. Nass-, Kochfutter oder Barf sollte aufgrund von Verkeimung nicht über den Tag offen bei Raumtemperatur stehen.
Wie häufig man einen Hund am Tag füttert, hängt von mehreren Faktoren wie z. B. der Vorbeugung oder Behandlung bestimmter Erkrankungen ab. Bei großen Hunderassen mit tiefem Brustkorb steigt beispielsweise die Gefahr einer Magendrehung bei der einmaligen Fütterung großer Mengen. Bei der Bauchspeicheldrüseninsuffizienz sollten mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag erfolgen. Es spricht aber nichts dagegen, einen gesunden Hund nur einmal am Tag zu füttern.
Zur Person Sabrina Lingrün
Zertifizierte Tierheilpraktikerin (Verband deutscher Tierheilpraktiker) mit mobiler Praxis, Zertifizierte Ernährungsberaterin BARF für Hunde & Katzen nach Swanie Simon.
Schwerpunkte:
Ernährungsberatung BARF für Hunde & Katzen, Klassische Homöopathie, Vitalpilze, Traditionelle Chinesische Veterinär Medizin, Phytotherapie, Laserbehandlungen und Horvi Enzymtherapie
Kontakt: www.tierheilpraxis-wörth.de